Florian Kugel: Die Zaubergesellschaft

Leseprobe Florian Kugel "Die Zaubergesellschaft"
Es war im Jahre des Herrn 1631, kurz nachdem Galileo Galilei in Rom durch seine Papstaudienz einen der wenigen kleinen Siege gegen die Inquisition feiern durfte, weil er trotz vorheriger Zensur durch den Inquisitor Nikkolò Riccardi die vorläufige Erlaubnis erhalten hatte, sein Werk von den zwei Weltsystemen zu publizieren, als Georg Klein im Halbdunkel eines Frühjahrsabends den schlammigen Pfad bergab ins Tal Richtung Lütz stapfte.
Er wusste nichts von Galileis Kampf mit der Inquisition. Auch wenn Leute wie Galilei ihm durchaus sympathisch gewesen wären, hätte es ihn für den Moment nicht interessiert. Galilei hätte dem Papst einen Schwedentrunk verpassen können. Es wäre ihm egal gewesen. Etwas stimmte nicht mit ihm. Mit ihm und womöglich auch mit der Welt. Glücklicherweise hatte der Regen am Nachmittag aufgehört; bis dahin war er vom Wind wie von Peitschenhieben getrieben auf Georg niedergegangen; noch immer war er nass bis auf die Knochen. Andauernd blickte er sich um. Die Dämonen waren fort. Endlich. Jene grauenvollen Schatten, die ihn während seines Spaziergangs begleitet hatten, die unentwegt zwischen den Baumriesen beiderseits des Pfades hin und her gehuscht waren, ihm Blasphemien und Erkenntnisse jenseits alles Vorstellbaren zuflüsternd. Zeitweise war er regelrecht ertrunken in wirren Träumen, bevor er wieder zu sich kam, auf dem nassen Waldboden liegend, um ihn her diese fließende Welt. Erst seitdem er sich übergeben hatte, war es etwas besser geworden.
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