Johanna Jakobi: Beldemer Lippad

Leseprobe Johanna Jakobi
(...) Nach dem Umzug ging Josef nun in Beltheim in die Volksschule. Er war anders als die anderen und hatte es daher schon als Kind nicht gerade leicht gehabt. Allerdings war er sehr groß und stark, was ihn wahrscheinlich vor allzu grausamen Angriffen geschützt haben dürfte. Nicht viele Menschen haben gewusst, dass er durchaus intelligent war und im Fach Rechnen war er von keinem Mitschüler zu schlagen. Ein alter Mann, der seinerzeit mit ihm zusammen die Schulbank gedrückt hatte, erzählte damals, dass der Josef den Lehrer im letzten Schuljahr mehr als einmal in Verlegenheit gebracht hatte, wenn er ihm Rechenaufgaben präsentierte, die der Lehrer nicht lösen konnte. Für andere Fächer interessierte sich Josef allerdings kaum und so schrieb er Zeit seines Lebens nur sehr mühsam und dazu auch noch von rechts nach links!
Josef hatte eine Schwester, die später nach Alterkülz heiratete, sowie einen älteren Bruder, der schon sehr früh ins Ruhrgebiet gegangen war, um sich dort seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Das taten viele junge Männer in der armen Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Das Ruhrgebiet hieß bei den alten Hunsrückern immer nur das „Nerrland“(Niederland) und die dortigen großen Fabriken boten Arbeitsplätze, die es im Hunsrück nicht gab.
Nun zog es auch Josef in die Fremde. Er war manchmal monatelang unterwegs. In diese Zeit soll auch sein häufig kolportierter Fußmarsch nach Berlin gefallen sein (...)
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